In dem wunderbaren Film „La Boum – die Fête“ gibt es eine Szene, in der der Lehrer die Schüler erörtern lässt, was der Unterschied zwischen Patriotismus (= die Liebe zum Vaterland) und Chauvinismus
(= der Hass auf alle Anderen) ist. Die meisten Ismen sind in der Regel negativ konnotiert. So auch der Nationalismus moderner Prägung. Daran ist historisch für uns Deutsche vor allem Bismarck schuld, der den ursprünglich mit dem Liberalismus engstens verbundenen Nationalismus (Freiheit und Einheit) hin zum sich von anderen Völkern abgrenzenden Nationalstaatsgedanken (integraler Nationalismus) umgepolt hat.
Für mich als Historiker gehört aber der positiv besetzte Nationalismus zu den Indentitäts-stiftenden Geisteshaltungen, ebenso wie eine Religionszugehörigket, in die man hineingewachsen ist. Wenn heutzutage bei uns immer wieder von Orientierungslosigkeit gesprochen wird, dann fehlt es hier offensichtlich an solchen Elementen, die dem Einzelnen die Sicherheit geben, wer er ist.
Aktuell kann man das an den Herren Özil und Gündogan deutlich machen: Sie wissen offensichtlich nicht, wohin sie gehören. Als Deutsche haben sie die Ehre(!), in der Fußball-National(!)-Mannschaft zu spielen, also als Deutsche für Deutschland. Beim Abspielen der Nationalhymne schweigt Herr Özil aber beharrlich und vor Spielen Deutschlands gegen die Türkei wird ihm regelmäßig so übel, dass er dem Bundestrainer (aus Schiss) absagen muss. Dass sich jetzt beide Spieler in London mit „ihrem Präsidenten“ Erdogan haben ablichten lassen, disqualifiziert sie aus meiner Sicht, jemals wieder für Deutschland spielen zu dürfen. Herr Grindel sollte entsprechend sein Missfallen umsetzen und Jogi Löw davon überzeugen, sie aus der deutschen Nationalmannschaft auszuschließen. Hoffentlich hat Herr Löw Eier genug, das auch selbst so zu sehen.
[Nachtrag 17.05.2018: Was zu erwarten war: Natürlich sind die beiden (Deutsch?-)Türken im Kader. Emre Can dagegen nicht, der gezeigt hat, dass man die Einladung des Diktators vom Bosporus auch ausschlagen konnte, bravo!]
[Nachtrag 18.05.2018: Interessante Leserbriefe aus der AZ]:„18.05.2018
WM & ERDOGAN
– Horst Ziegahn aus Erkelenz befasst sich mit dem Bericht „Ein Präsent für den Präsidenten“ über die aufsehenerregenden Fotos der Spieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan:
Das darf doch nicht wahr sein! Özil und Gündogan unterstützen durch ihren medienwirksamen Auftritt einen autoritären Herrscher, der die Menschenrechte mit Füßen tritt, Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit abschafft, Kritiker ohne rechtliche Grundlage einsperrt, foltert und tötet, der einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Kurden führt und ethnische Säuberungen ankündigt. „Es war nicht unsere Absicht, mit diesem Bild ein politisches Statement abzugeben.“ Wie dumm ist Gündogan eigentlich? Oder will er uns für dumm verkaufen? Mit diesen beiden Spielern sollte kein „klärendes Gespräch“ geführt werden, Herr Bierhoff, diese Spieler müssen vorzeitig in ihren Jahresurlaub geschickt werden. Auf keinen Fall dürfen sie ihre Meinung im Trikot der deutschen Nationalmannschaft auch noch auf dem Platz kundtun. Aber der DFB wird natürlich wieder nicht zu seinen vielzitierten Werten stehen – oder Herr Grindel?
– Josi Walden aus Eschweiler meint zum selben Bericht:
Ich kann nicht verstehen, dass man diese beiden Spieler für Deutschland spielen lässt. Der Präsident beider Personen ist Frank-Walter Steinmeier. Da bringt es auch nichts zu betonen, dass man sich zu den Werten des DFB bekennt. Was ist mit den Werten der BRD? Wer hier lebt, alle Rechte und Freiheiten genießt und sich als deutscher Staatsangehöriger bezeichnet, sollte sich auch dementsprechend benehmen. Diese Aktion ist nicht akzeptabel. Der Nationaltrainer Joachim Löw sollte die beiden nicht aufstellen.
– Wilhelm Meisen aus Aachen thematisiert die Erdogan-Fotos auch:
Die einzig vertretbare Reaktion auf das Verhalten der Herren Özil und Gündogan seitens des DFB ist eine sofortige Suspendierung von der Teilnahme an der WM. Es wäre sicherlich nicht falsch, wenn sie zukünftig ihre meistens recht durchwachsenen Fähigkeiten und Leistungen im fußballerischen Bereich der türkischen Nationalmannschaft zur Verfügung stellen würden. In der deutschen Nationalmannschaft hinterließen sie eine Lücke, die sicherlich durch mehr als eine Handvoll junger begabter Fußballer zu schließen wäre.
– Uwe Fuhrmann aus Roetgen betont:
Ein Fußballer, der sich medienwirksam mit Erdogan in Szene setzen lässt und so seine Identifikation mit „meinem verehrten Präsidenten“ und damit seiner Politik, seinem Handeln und seiner Rhetorik („Ihr seid Faschisten“, „Nazi-Praktiken“ etc.) betont, sollte nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft spielen dürfen. Konsequentes Handeln war aber vom DFB eh nicht zu erwarten. Da wird lieber beschwichtigt, verharmlost und Verständnis dafür eingefordert, wie „Türken ticken“ (Bierhoff)! Respekt vor Emre Can, der die Einladung von Erdogan einfach nicht angenommen hat.“
[Nachtrag 20.05.2018: Özil und Gündogan bei Bundespräsident Steinmeier]