Zum Ende der Nähnadelproduktion bei Schmetz

Als gebürtiger Herzogenrather kannte bzw. kennt man die Firma Schmetz. Sie war zu meiner Jugendzeit einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Viele fanden dort ihren Arbeitsplatz. Jetzt fallen bald auch die letzten 60 Arbeitsplätze weg, konnte man kürzlich der Lokalpresse entnehmen.
Das  bedauert in der heutigen AZ-Ausgabe Klaus Pavel in einem Leserbrief, nach dem demnächst nur noch der Pylon am CHIO-Gelände an die Nadelproduktion in der Aachener Region erinnere.
Ergänzen möchte ich seine Gedanken mit dem Hinweis auf den typischen Gruß der Öcher, den Klenkes. Der kleine Finger wurde zum Aussortieren des Ausschusses bei der Nadelproduktion genutzt und unterwegs als Gruß und Erkennungszeichen der Aachener.Hier der Leserbrief von Klaus Pavel:

Nur eine Nadel übrig von der einst blühenden Industrie

Klaus Pavel aus Aachen befasst sich mit dem Text „Nähnadelproduktion in Herzogenrath vor Aus“ über die Einstellung der Spezialnadelfertigung der Schmetz Nadel Produktion GmbH und somit das Ende der Nähnadelproduktion in Deutschland:

Als ich in den frühen 80er Jahren mehrfach in China war, war damals schon ganz klar zu erkennen, dass die Fabrikation von Nadeln in Deutschland à la longue keine Chancen hat. In einem WDR-Interview wurde dies 1982 von mir bereits ansatzweise erstmalig prognostiziert. Zu groß war der Unterschied der Kosten in dem für die Produktion erforderlichen enormen Personalaufwand von etwa 60 Prozent.

Damals hatte ich alle Nadelfabriken der Region wie Lammertz, Beka, Singer, Beissel, Muva, Eisbär (Jungbecker) sowie die Firma Schmetz – den damaligen Marktführer – besucht, um sie zu überzeugen, gemeinsam eine große Produktionseinheit zu bilden. Jeder sollte einen Anteil erhalten entsprechend seinem Volumen, welches er einbringt. Nur so bestand eine gute Chance, mit einer modernen, von uns entwickelten personalsparenden Produktionstechnologie einerseits sowie großem Volumen andererseits die in Aachen ansässige Nadelfabrikation zu retten. Am 6. Februar 1993 wurde mein Rettungsplan in dieser Zeitung in einem Interview von mir öffentlich gemacht. Keiner der „Nadelbarone“ jedoch wollte die auf alle zukommende Gefahr sehen. Nur die Gewerkschaft hatte die Zeichen der Zeit erkannt, wohl wissend, dass eine große Einheit auch Personalabbau bedeuten würde. Trotzdem hat sie mein damaliges Vorgehen unterstützt, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Alle „Nadelbarone“ lebten nach der Devise: Lieber alleine sterben als gemeinsam überleben. Überall stand ich vor verschlossenen Türen. Es war der Beginn des Untergangs einer einmal in Aachen blühenden Industrie, den diese selbst verschuldet hat.

So erinnert der Pylon der CHIO-Brücke vom ALRV – zu meiner Zeit auf den Weg gebracht – als einzig noch übriggebliebene „Nadel“ symbolisch an eine einstmals blühende Industrie in der Aachener Region – Schleifen des Schicksals!“ (Quelle: AZ vom 26.01.2018)

 

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